PROJEKTTAGE
«Transmission»
07. Juli bis 01. September 2023

105 JAHRE KÜNSTLERHAUS BERTELSMANN


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde des HAUS BERTELSMANN,

105 Jahre sind seit dem Umbau des Niedersächsischen Bauernhauses zum Künstlerhaus im Rahmen der Künstlerkolonie Worpswede vergangen. Das Baudenkmal von 1785 hat außen und innen nur wenige Veränderungen gegenüber seinem Ursprung erfahren. Das Malerehepaar Walter und Erna Bertelsmann gestalteten das ländliche Haus um und entwickelten es zu einem „Künstlerhaus“ für sich und ihre Familie. Sie gingen dabei behutsam vor und nutzten die wertvolle alte Substanz.
2012 hat die Enkelin Dietlind Bertelsmann das Familienhaus übernommen und neben den Sanierungsmassnahmen das baufällige Anwesen umgewandelt in einen Ort der Begegnung, wo sich Altes mit Neuem verbindet.

Mit dem 2013 gegründete Verein Treibgut Worpswede hat sie sich zur Aufgabe gesetzt, neben der Pflege des alten Bestandes das kreative, gestaltende Element, das diesem Künstlerhaus durch die Jahre und Generationen hindurch Leben und Wärme gab, weiter zu entwickeln mit neuen Akzenten und Impulsen: eine Begegnungsstätte schaffen zwischen Vergangenheit und Zukunft - Konzertaktivitäten mit Schwerpunkten wie zeitgenössischer Musik, interkulturellen wie interdisziplinären Ausdrucksformen in Verbindung mit Tanz, Musik und bildender Kunst, Gesprächskreisen, Vorträgen und Ausstellungen in Form von Installationen.
7 unterschiedlich gestaltete Veranstaltungsreihen haben inzwischen auf dieses Projekt im In und -Ausland aufmerksam gemacht und Anklang gefunden.

In 2023 gedenken wir des 60. Todestages von Walter Bertelsmann, bekannt als impressionistischer Maler der 2. Generation der alten Worpsweder Meister. Am 25. März 2023 eröffnete das Museum am Modersohnhaus in Worpswede eine seinem Werk gewidmete Ausstellung.

Die Projekttage im Haus Bertelsmann 2023 tragen den Titel « TRANSMISSION », der sich vielschichtig übersetzen und deuten lässt.

Im Sinne der Transmission von Generation zu Generation kann die Ausstellung des in Brüssel lebenden und arbeitenden Künstlers
Cyril Bihain gesehen werden. Bihain ist ein Urenkel von Walter Bertelsmann und diesem in seinen künstlerischen Mitteln nicht ähnlich, wenn es nicht die hohe Sensibilität in der Wahrnehmung, des Ausdrucks ist.

Wir eröffnen diese Ausstellung in Form einer Konzertanten Rauminstallation, in der zeitgenössische Musik die räumliche Wahrnehmung verändert. Musik öffnet den inneren Raum, erweitert ihn zur Wahrnehmung von 'etwas Unendlichem'. Musik als “Unendlichkeit im Augenblick”, in dem Klangforscher wie Rebecca Saunders sich am Rand von Klang und Stille bewegen. Es geht ihr darum, was vor dem Klang und unter der Oberfläche der Stille geschieht.
 
Dietlind Bertelsmann


Cyril Bihain / Ausstellungsansicht

07. JULI 2023 — 20 UHR – Eintritt 20 Euro

Konzertante Rauminstallation
und Eröffnung der Ausstellung «Am Rand der Mitte »

Cyril Bihain: Installation, Lichtkonzept
Michael Pattmann: Schlaginstrumente, Elektronik
Raymond Hassfeld: Technik, Beleuchtung

Rebecca Saunders « dust » 2017 u.a.

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07. JULI 2023 bis 06.AUGUST 2023

AUSSTELLUNG 
CYRIL BIHAIN “Am Rande der Mitte”

 Cyril Bihain: Ich setze mich hier in meiner Arbeit mit einem Ort auseinander, der mir Herkunft bedeutet. Paradoxalerweise öffnet sich mir dabei die ganze Dimension meines Andersseins. Wie ich meine Lithographien, Textilobjekte, Glas und - Kupferarbeiten in diesen symbolträchtigen Raum hineininszeniere und in Beziehung setze zu den Werken anderer Künstler meiner Familie, das führt mich unvermeidlich zum Nachdenken über das komplexe Verhältnis zwischen der Suche nach Originalität und der Rolle von Erbteil und Einflüssen.

Der Titel vereint eine Reihe von Objekten, die in den letzten Jahren entstanden oder sich noch weiterentwickeln. Was sie verbindet, ist der vielleicht absurde Wunsch, gegen den Verschleiss, die Abnutzung anzuwirken, indem Objekte in ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden oder durch Einbindung wiederverwerteter Materialien. In beiden Fällen zeigen die Objekte, Teil für Teil, Spuren technischer Entwicklung bei der Verarbeitung dieser Materialien, wie ein Initiationsweg, der nicht mehr wiederholt werden kann und somit einzigartig wird. Am Ende werden diese Schritte in einer Form zusammengefasst, die oft zu einem Rechteck tendiert, um zu zeigen, dass ein Ding zumindest aus allem besteht, was es enthält.
Und genau um diese Form und ihre Grenzen geht es, die durch Gesten und Entscheidungen immer wieder verschoben werden, in der Hoffnung, in den Zwischenräumen des Denkens neue Wege zu erahnen, die das Bewusstsein der Hände einschlägt.
 

Öffnungszeiten:
Freitag von 14 bis 18 Uhr, Sonnabend, Sonntag von 11 bis 18 Uhr
und auf Anfrage, Eintritt 5

Im Anschluss der Ausstellung findet eine Filmerstaufführung statt. Der kürzlich mit dem JukeBoxx NewMusik Award 2022 Preis ausgezeichnete Filmschaffende Karsten Wiesel zeigt seine Aufzeichnung der Aufführung Konzertante Rauminstallation «Les voix du silence”, die am 15.Juli 2022 im Haus Bertelsmann stattfand.

CYRIL BIHAIN

11. und 24. August 2023 jeweils um 20 Uhr

Filmerstaufführung
“Les voix du silence”

Karsten Wiesel: Film
Stefan Troschka: Ton

Zwischen diaphanen, lichten “Skulpturenbilern” von Silvia Hatzl bewegt sich ein menschliches Wesen: eine einsame weibliche Stimme durchdringt den Raum, - an der Grenze zwischen Klang und Stille.
Die in Brüssel lebende Sopranistin Elise Gäbele ist eine namhafte Interpretin Alter sowie Neuer Musik. Dietlind Bertelsmann entwarf das Konzept und leitet das Zusammenwirken von Musik, Licht und biLdnerisch gestaltetem Raum.
Der kürzlich mit dem JukeBoxx NewMusik Award 2022 Preis ausgezeichnete Filmschaffende Karsten Wiesel zeigt seine Aufzeichnung der Aufführung Konzertante Rauminstallation «Les voix du silence”, die am 15.Juli 2022 im Haus Bertelsmann stattfand.

Werke von
Gyorgy Kurtag, Luciano Berio, John Cage, Giacinto Scelsi, Hildegard von Bingen, Sofia Gubaidulina

Eintritt: 10 Euro


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1. September 2023 um 20 Uhr Eintritt 20 Euro

Höhepunkt und festlicher Abschluss der Projekttage bildet das Konzert «TRANSMISSIONS» 

KONZERT «Transmissions»

Friedrich Gauwerky : Violoncello
Florian Uhlig: Klavier

J. S. Bach/Schumann: “Suite für Violoncello Nr. 3 C-Dur in der Bearbeitung von R. Schumann“ für Violoncello und Klavier

Franz Liszt: “Nuages gris” für Klavier (1881)

Mauricio Kagel: “Unguis incarnatus est” (1972) für Violoncello und Klavier (nach Liszt)

Franz Liszt: «Nuages gris», 2. Aufführung

L.Berio: „Sequenza XIV“ für Violoncello (2002)

R. Schumann: „Abegg-Variationen“ op. 1 für Klavier (1829/30)


Franz Liszt: «O du mein holder Abendstern» Rezitativ und Romanze für Violoncello und Klavier (1852)



Das Programm beschäftigt sich mit Übertragungen in verschiedenster Form: einerseits durch die kompositorische Einbindung von bereits vorhandenem musikalischem Material, sei es dem anderer Komponisten (wie in den Werken von Bach/Schumann, Kagel sowie in Lizsts Werk „O du mein holder Abendstern“ ) oder durch Musik volksmusikalischen Ursprungs (Berio), und andererseits durch Übertragung eines Namens einer lebenden Person in Tonhöhen (Schumann, Abegg-Variationen). 
So hat zum Beispiel der Komponist Robert Schumann sich intensiv mit den Werken für Violine und Violoncello solo von J.S.Bach auseinandergesetzt und entsprechend dem Usus seiner Zeit Bearbeitungen dieser Werke für ein Duo mit Klavier erstellt. Von seinen Bearbeitungen der 6 Suiten für Cello solo ist nur die dritte Suite C-Dur erhalten, und zwar als Abschrift eines Cellisten aus Schumanns Zeit.
Der Komponist Mauricio Kagel hat das spätromantische Klavierwerk „Nuages gris“ von Franz Liszt aufgegriffen und verwendet für ein parodistisches Werk musiktheatralischen Charakters für Klavier und Violoncello.
Die „Abegg-Variationen“ von Robert Schumann verwenden die Buchstaben des Nachnamens „Abegg“ transformiert in Tonhöhen als melodisches Material für das ganze Werk. Der Name bezieht sich vermutlich auf eine Dame mit dem Namen Meta Abegg, deren Bekanntschaft Schumann in seiner Heidelberger Studienzeit machte.
In seiner „Sequenza XIV“ verwendet Luciano Berio volksmusikalische Elemente aus Sri Lanka durch perkussive Behandlung des Cellos, durch die die aus Sri-Lanka stammende Kandyan-Trommel imitiert wird.
Das Werk „O du mein holder Abendstern“, Rezitativ und Romanze für Violoncello und Klavier (1852) von Liszt stellt eine Übertragung in mehrfacher Hinsicht dar: zunächst hatte Liszt den entsprechenden Abschnitt aus dem dritten Akt von Wagners Oper „Tannhäuser“ umgeschrieben für Klavier solo, dann hatte er begonnen, selber eine Transcription seines Klavierwerkes für Cello und Klavier zu erstellen, die aber nicht mehr vollständig erhalten ist und schließlich hat der australische Pianist und Musikwissenschaftler Leslie Howard die fehlenden Takte des Manuskriptes mit Rückgriff auf die Klavierfassung ergänzt.
F.G.19.3.2023

ANMELDUNG
+49 (0)4 792 75 45 — treibgut.asbl@gmail.com

Friedrich Gauwerky (Foto: Claudia Hoppens)

Florian Uhlig (Foto: Claudia Hoppens)


Wir danken den Förderern der PROJEKTTAGE 2023 "TRANSMISSION" :

Landschaftsverband Stade mit Mitteln des Landes Niedersachsen
Waldemar-Koch-Stiftung
Musikfonds der Stiftung Worpswede

VR-Stiftung der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Norddeutschland und Volksbank Worpswede eG


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