Liebe Freunde und Interessierte der Veranstaltungen im HAUS BERTELSMANN in Worpswede
Für das Jahr 2025 möchte ich Ihnen, Euch das wünschen, was einem jeden von Ihnen am Herzen liegt, trotz und gegen all die widrigen Umstände und Zustände in der Welt, in der wir leben.
Nach einem "Ruhejahr" bereiten wir wieder PROJEKTTAGE vor, die vom 4. Juli bis 29. August im HAUS BERTELSMANN stattfinden.
Die Projekttage im Haus Bertelsmann 2025 tragen den Titel «WALDEN» inspiriert durch Gedanken aus dem gleichnamigen Buch des amerikanischen Philosophen Henri Thoreau, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus seiner tiefen Verbundenheit mit der Natur zum Gesellschaftskritiker wurde, der sich deutlich gegen das Konsumdenken, die Schaffung künstlicher Bedürfnisse und entfremdeter Arbeit wandte. Revolution im Innern der Individuen. Ein Standpunkt, den man vom Leben in der Natur aus gewinnt und der den Weitwinkelblick auf das Treiben der Gesellschaft ermöglicht. Eine metaphysische Position, von der aus die größeren Zusammenhänge distanzierter erkannt und kritisiert werden können.
Wieder stehen uns grossartige Künstler zur Seite, um das alte HAUS mit Wärme, Leben und künstlerischer Intensität zu füllen und in dem wir uns, so hoffe ich, aufs Neue begegnen.
Wir freuen uns darauf!
Es grüsst Sie, Euch herzlich,
Dietlind Bertelsmann.
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde des HAUS BERTELSMANN,
105 Jahre sind seit dem Umbau des Niedersächsischen Bauernhauses zum Künstlerhaus im Rahmen der Künstlerkolonie Worpswede vergangen. Das Baudenkmal von 1785 hat außen und innen nur wenige Veränderungen gegenüber seinem Ursprung erfahren. Das Malerehepaar Walter und Erna Bertelsmann gestalteten das ländliche Haus um und entwickelten es zu einem „Künstlerhaus“ für sich und ihre Familie. Sie gingen dabei behutsam vor und nutzten die wertvolle alte Substanz.
2012 hat die Enkelin Dietlind Bertelsmann das Familienhaus übernommen und neben den Sanierungsmassnahmen das baufällige Anwesen umgewandelt in einen Ort der Begegnung, wo sich Altes mit Neuem verbindet.
Mit dem 2013 gegründete Verein Treibgut Worpswede hat sie sich zur Aufgabe gesetzt, neben der Pflege des alten Bestandes das kreative, gestaltende Element, das diesem Künstlerhaus durch die Jahre und Generationen hindurch Leben und Wärme gab, weiter zu entwickeln mit neuen Akzenten und Impulsen: eine Begegnungsstätte schaffen zwischen Vergangenheit und Zukunft - Konzertaktivitäten mit Schwerpunkten wie zeitgenössischer Musik, interkulturellen wie interdisziplinären Ausdrucksformen in Verbindung mit Tanz, Musik und bildender Kunst, Gesprächskreisen, Vorträgen und Ausstellungen in Form von Installationen.
7 unterschiedlich gestaltete Veranstaltungsreihen haben inzwischen auf dieses Projekt im In und -Ausland aufmerksam gemacht und Anklang gefunden.
In 2023 gedenken wir des 60. Todestages von Walter Bertelsmann, bekannt als impressionistischer Maler der 2. Generation der alten Worpsweder Meister. Am 25. März 2023 eröffnete das Museum am Modersohnhaus in Worpswede eine seinem Werk gewidmete Ausstellung.
Die Projekttage im Haus Bertelsmann 2023 tragen den Titel « TRANSMISSION », der sich vielschichtig übersetzen und deuten lässt.
Im Sinne der Transmission von Generation zu Generation kann die Ausstellung des in Brüssel lebenden und arbeitenden Künstlers
Cyril Bihain gesehen werden. Bihain ist ein Urenkel von Walter Bertelsmann und diesem in seinen künstlerischen Mitteln nicht ähnlich, wenn es nicht die hohe Sensibilität in der Wahrnehmung, des Ausdrucks ist.
Wir eröffnen diese Ausstellung in Form einer Konzertanten Rauminstallation, in der zeitgenössische Musik die räumliche Wahrnehmung verändert. Musik öffnet den inneren Raum, erweitert ihn zur Wahrnehmung von 'etwas Unendlichem'. Musik als “Unendlichkeit im Augenblick”, in dem Klangforscher wie Rebecca Saunders sich am Rand von Klang und Stille bewegen. Es geht ihr darum, was vor dem Klang und unter der Oberfläche der Stille geschieht.
Dietlind Bertelsmann
PROJEKTTAGE «WALDEN»
04. Juli bis 29. August 2025
Das Künstlerhaus Bertelsmann, ein niedersächsisches Bauernhaus von
1785 wurde 1918 von Walter und Erna Bertelsmann erworben und
respektvoll umgestaltet. Außen und innen hat es nur wenige Veränderungen
gegenüber seinem Ursprung erfahren. Das Malerehepaar entwickelte das
ländliche Haus zu einem „Künstlerhaus“ für sich und seine Familie. Sie
gingen dabei behutsam vor und nutzten die wertvolle alte Substanz. So blieb
der große Dielenraum ungeteilt und der originale Flettboden erhalten.
Besondere Schmuckstücke wie die barocke Küchentür, der verzierte
Pferdestalleinbau und eine Butze fallen ins Auge. Mit der Betrachtung dieser
rein baulichen Elemente ist aber noch nichts gesagt über das eigentlich
Kostbare, das in diesem Haus bewahrt wurde. Dem Außenstehenden
erschließt sich erst nach und nach die besondere Bedeutung dieses
Kulturschatzes. Das Atelier und die ganze Wohnumwelt der Künstlerfamilie
sind in unzähligen Einzelstücken präsent.
Der 2013 gegründete Verein Treibgut Worpswede hat sich zur Aufgabe
gesetzt, neben der Pflege des alten Bestandes das kreative, gestaltende
Element, das diesem Künstlerhaus durch die Jahre und Generationen
hindurch Leben und Wärme gab, weiter zu entwickeln mit neuen Akzenten
und Impulsen: eine Begegnungsstätte schaffen zwischen Vergangenheit und
Zukunft - Konzertaktivitäten mit Schwerpunkten wie zeitgenössischer Musik,
interkulturellen wie interdisziplinären Ausdrucksformen in Verbindung mit
Tanz, Musik und bildender Kunst, Gesprächskreisen, Vorträgen und
Ausstellungen in Form von Installationen.
8 unterschiedlich gestaltete Veranstaltungsreihen haben inzwischen auf
dieses Projekt im In und -Ausland aufmerksam gemacht und Anklang
gefunden.
Die von Dietlind Bertelsmann geleiteten Projekttage im Haus
Bertelsmann 2025 tragen den Titel « WALDEN ». inspiriert durch
Gedanken aus dem gleichnamigen Buch des amerikanischen
Philosophen Henri Thoreau:
«Wie unerschöpflich gross ist der Einfluss der geheimen Kräfte des
Himmels und der Erde!
Wir suchen sie zu erblicken und sehen sie nicht,
wir suchen sie zu vernehmen und hören sie nicht.
Eins mit der
Substanz der Dinge, können sie von ihnen nicht getrennt werden.
Sie sind ein Ozean der feinen Mitteilungen. Sie sind überall - über uns,-
zu unserer Linken, zu unserer Rechten; sie umgeben uns von allen
Seiten.»
(Walden)
Wir eröffnen die Projekttage am 04. Juli mit einer Konzertanten
Rauminstallation.
Dietlind Bertelsmann: «Mein Schwerpunkt liegt im Zusammenwirken
verschiedener Ausdrucksformen, bzw. -Elemente.
Es entsteht ein Spannungsverhältnis zwischen dem historischen Raum,
einer mobilen Skulptur, die diesen zu sprengen scheint und
zeitgenössischer Musik. Der Raum wird zu einer Art schwebender
Urlandschaft, wie Treibgut hereingeweht in einen Wohnraum, im feinen
Wechsel des Lichts. Musik verändert die räumliche Wahrnehmung.
Visuelles Erleben führt zu einem anderen Hören. Musik verbindet den
Raum mit der Zeit. Sie öffnet den inneren Raum, erweitert ihn zur
Wahrnehmung von 'etwas Unendlichem'.
In den Projekttagen 2025 „WALDEN“ gestaltet die Sopranistin Nicole
Ferrein das höchst anspruchs- und eindrucksvolle Werk von Morton
Feldmann « tree voices »
Nicole Ferrein: Sopran
Dietlind Bertelsmann: Konzept, Mobile Skulptur, Licht, Regie
Hélène Kufferath: Assistenz Szenographie
Chen Chengwen: Elektronik
Raymond Hassfeld: technische Einrichtung, Beleuchtung
Morton Feldmann « three voices »
«Nicht eher, als bis wir verloren sind – als bis wir die Welt verloren
haben – fangen wir an, uns selbst zu finden und gewahr zu werden, wo
wir sind und wie endlos ausgedehnt unsere Verbindungen sind.»
(Walden)
__________________
Das transdisziplinäre Szenenwerk “WALDEN” und die Installation
“FLÜGELWALD” bilden eine formale und gedankliche Einheit. Innerhalb
der Ausstellungszeit verändern die Elemente der Installationen ihre
Position im Sinne einer Raum/Zeit/Dramaturgie.
Die mobile Skulptur von Dietlind Bertelsmann ist ein Etwas, das nichts
bedeuten will aber vieles sein kann. Die Wirkung entwickelt sich aus
dem Raum heraus, ein umschlossener Raum, Träger einer Geschichte,
der mit seinen von der Zeit angerührten Mauern, Möbeln und Bildern
Wärme ausstrahlt, Geborgenheit aber auch dunkel Drückendes, Enges.
Diesen Raum durchquert, sprengt die mobile Skulptur, schwebende
Formen, monumental und zerbrechlich zugleich, aus Papier: Symbol des
Vergänglichen im Sinne einer Metamorphose.
Das Material Japanpapier ist vielmals gefärbt in einer japanischen
Tinktur aus Kakifrüchten, einer lebenden Farbe, die die Eigenheit
besitzt, sich bei jeder Färbung mehr zum Rot hin zu entwickeln. Von
vorn beleuchtet, erscheint die Materie braunschwarz und im Gegenlicht
orange-rot.
Es entsteht ein Spannungsfeld zwischen Verwelken und Glühen,
zwischen Absterben und Aufflammen, Asche und Feuer.
„Alles, das Gute und das Böse, rauscht gleich einem Strom an uns
vorrüber.
Wir sind nicht ganz in die Natur verwebt. Ich kann das
Treibholz im Fluss sein oder Indra im Himmel, der darauf
herunterblickt.“ (Walden)
Öffnungszeiten: Freitag von 14 bis 18 Uhr, Sonnabend, Sonntag von 11 bis 18 Uhr und auf Anfrage, Eintritt 5
__________________
Thierry Knauff (B)
Experimentarfilm (40 Minuten)
In Voivodine, am Fusse der Karpaten, haben der Cineast und sein
kleines Team die “éphémères” gesucht. Knauff gelang es meisterhaft,
den ausserordentlichen Flug, das frenetische Ballett der Reproduktion
der Insekten, die Metamorphose, die dem voranging und den
anschliessenden Todeskampf einzufangen.
Die Kunst, mit der dies
wiedergegeben ist, lässt uns mit einer geradezu organischen Intensität
alles erleben.
Nicht nur vor, sondern in uns entfaltet sich eine
wunderbare Poetik der Natur in Schwarz-Weiss, getragen von einer
hochdifferenzierten Tongestaltung. Elemente, die uns inspirieren, in der
Metapher unsere eigene Beziehung zur Welt und zur Existenz zu
hinterfragen.
“Der Experimentarfilm “Vita Brevis” (2014) ist ein Wunder von Film,
dabei ein ausserordentliches Stück von Handwerk. Thierry Knauff,
Genie eines kühn alle Klassifizierungen verweigernden Kinos, musste
so gut wie jedes Bild in einem anderen Tempo drehen, um in der
Montage den Eindruck eines ebenmässigen Daseinsflusses herstellen
zu können. Was nichts anderes ist, als eine Wiederspiegelung dessen,
was man hier erfahren darf: wie nämlich in jedem Augenblick eine
kaum benennbare Zahl an Erfahrungen, Wahrnehmungsweisen
nebeneinander existieren”.
«Der durch die Abschiede und Übungen des Schmerzes immer
beweglicher gewordene Mensch hält an sich selbst immer weniger fest.
Er weiss, wie das Leben und gerade das starke und glutvolle Leben ein
Verflüchtigen, ein fortwährendes Ausatmen seiner selbst ist.» (Walden)
__________________
Alexander Greffin-Klein: Violine
Friedrich Gauwerky : Violoncello
Florian Uhlig: Klavier
„Von weit“ für Violoncello und Klavier (1993)
„duomonolog“ für Violine und Violoncello (1986/88)
„Klavierstück Nr. 5“ (1975)
„Über die Linie“ für Violoncello“ (1999)
„Über die Linie VII“ für Violine (2006)
„Lied ohne Worte – Verschwundene Worte“ für Violoncello und Klavier
(2022)
Wolfgang Rihm gilt als einer der bedeutendsten Komponisten seiner
Generation. Sein Schaffen zeichnet sich aus durch einen sehr
persönlichen Schreibstil, was sich ausdrückt in einer oft frappierenden
stilistischen Vielfalt seiner Werke. Diese Vielfalt wird versucht, in dem
vorliegenden Konzertprogramm darzustellen, ein Programm, das als
Gedenkkonzert für den kürzlich verstorbenen Komponisten konzipiert
ist.
Rihm hat für die 3 Instrumente des Programms, Violine, Violoncello und
Klavier eine Fülle von solistischen und kammermusikalischen Werken
geschrieben, von denen die ausgesuchten Werke des Programms die
verschiedensten Schaffensperioden von Rihm repräsentieren. Während
das frühe Klavierstück die ganze kraftstrotzende Gestik, die für das für
das Frühwerk von Rihm typisch ist ,widerspiegelt, entwickeln sich die
anderen Werke des Programms in eine etwas andere Richtung:
extremer Gegensatz zu dem Klavierwerk sind die beiden Eckwerke des
Programms „von weit“ und das kurz als letztes Werk vor seinem Tod
geschrieben Werk „Lied ohne Worte – Verschwundene Worte“, die
beide von einer außerordentlichen Stille und Langsamkeit
gekennzeichnet sind.
Werke seiner mittleren Schaffensperiode wie die beiden solistischen
Werke aus dem Zyklus „Über die Linie“ sind geprägt von einer sehr
gesanglichen Behandlung der Instrumente Violine und Violoncello, dies
verbunden mit einem hohen Maß an virtuosen Anforderungen an die
Interpreten.
Das Werk „duomonolog“ versucht, wie der Titel schon andeutet, eine
kompositorische Verschmelzung der beiden Instrumente Geige und
Cello herzustellen , dies in allen kompositorischen Ebenen wie Melodik,
Rhythmus, Dynamik.
F.G.
Friedrich Gauwerky (Foto: Claudia Hoppens)
Florian Uhlig (Foto: Claudia Hoppens)